Das ist ein Artikel vom Fokus-Thema:
Christoph Kolumbus brachte die ersten Pflanzen aus Amerika nach Europa. Zur Gattung Capsicum gehört der Gemüsepaprika ebenso wie feurig scharfe Gewürz-Chilis.
Von Ute Bauer
Botanisch heißen sie alle Capsicum und stammen aus Mittel- und Südamerika. Chilipflanzen bieten das Schärfste, was der Gemüsegarten hergibt. Doch daneben gibt es auch sehr milde Sorten, wie den Gemüsepaprika.
Steckbrief Chilli
- Botanische Bezeichnung: Capsicum (in mehreren Arten und vielen Sorten)
- Pflanzenfamilie: Solanaceae
- Weitere Bezeichnungen: Chili, Spanischer Pfeffer, Peperoni, Peperoncini
- Standort: sonnig, warm, geschützt
- Boden: tiefgründig, humos
- Wasserbedarf: gleichmäßig feucht halten
- Wuchs: 50–150 cm hoch, in warmen Regionen im Freiland auch 4–5 m hoch
- Aussaat: ab Ende Januar/Anfang Februar Vorkultur im Haus
- Pflanzzeit: frühestens Mitte Mai nach den Eisheiligen ins Freiland, besser in Topfkultur halten
- Erntezeit: August bis September/Oktober
- Winterhärte: nein
- Befruchtung: selbstfruchtbar
- Essbare Pflanzenteile: Früchte
- Lagerfähigkeit: je nach Sorte wenige Tage bis mehrere Wochen
- Gute Nachbarn: Radieschen, Petersilie, Rukola, Basilikum, Salate
- Schlechte Nachbarn: Fenchel, Rote Bete, Bohnen, Erbsen
- Inhaltsstoffe: Capsaicin (ein Alkaloid), viel Vitamin C, Carotinoide
- Gesundheitliche Wirkung: regt die Hitzerezeptoren an, kreislauf- und immunanregend, entzündungshemmend
Chili oder Paprika?
Die Übergänge sind fließend und so vielfältig wie Formen, Farben und Schärfegrade der Früchte. Es gibt 25 verschiedene Arten und rund 2000 Sorten, die im Wesentlichen auf fünf Stammeltern zurückgehen, die teils einjährig, teils mehrjährig wachsen:
- Spanischer Pfeffer (C. annuum)
- Chinesische Chili (C. chinense)
- Strauchiger Chili (C. frutescens)
- Beerenartige Chili (C. baccatum)
- Baum-Chili (C. pubenscens)
Durch vielfaches Hin- und Herkreuzen sind die Sorten oft gar nicht mehr eindeutig einer Art zuzuordnen, mitunter sind auch mehrere Namen für eine Sorte im Umlauf. Daher spricht man nur von Sorten oder sogar nur von Sortentypen (die Früchte von ähnlichem Aussehen und Geschmack hervorbringen).
Gemüse oder Gewürz
Hilfreicher ist die Einteilung nach Nutzung. So ist Gemüsepaprika stets dickwandig, fleischig und schmeckt mild, z.B. Blockpaprika. Peperoni bilden in der Regel lange, schmale Früchte, die scharf oder mild sein können. Unter Chili fasst man kleine Formen zusammen, die meist scharf bis sehr scharf schmecken und oft getrocknet als Gewürz verwendet werden.
Chilipflanzen anbauen
Chilipflanzen sind sehr wärme- und lichtbedürftig. Mit der Aussaat der Südamerikaner beginnt man Ende Januar oder Anfang Februar im Haus. Sie keimen am besten bei 25–28 °C, innerhalb von zwei Wochen. Danach müssen die Keimlinge warm und hell stehen. Ideal ist ein Fensterplatz oder – sofern vorhanden – ein warmes Gewächshaus. Nach etwa drei Wochen die Sämlinge pikieren, also einzeln in Töpfe setzen (gerne etwas tiefer, als zuvor) und bei ca. 20 °C weiterkultivieren.
An warmen Frühlingstagen im Freien abhärten, nachts kommen sie aber ins Haus. Ausgepflanzt wird erst nach den letzten Nachtfrösten, in der Regel nach Mitte Mai.
Ins Freiland pflanzen
Frühestens nach den Eisheiligen dürfen Chilipflanzen ins Freilandbeet, in kühlen Regionen wartet man länger. Auch besonders wärmebedürftige, z.B. ‘Habanero’, pflanzt man besser erst im Juni nach draußen. Bei kühlen Temperaturen (unter 10 °C) stellen Chilipflanzen ihr Wachstum ein, bei 5 °C sterben manche bereits ab.
Setzen Sie die Pflanzen an einen warmen, geschützten Ort, der mindestens sechs Stunden Sonne abbekommt. Nicht alle Sorten reifen in unseren Sommern aus. Robuste Freilandsorten sind z.B.: ‘Sigarette’ oder ‘Rocoto’-Typen.
Chilipflanzen im Topf
Für die wärmebedürftigen Chilipflanzen ist die Topfkultur oft vorteilhafter als das Beet. Die geringe Erdmenge im Topf erwärmt sich schneller, die Pflanzen setzen früher und reichlicher Früchte an und reifen auch schneller. Bei Kälteeinbrüchen stellt man sie einfach ins Haus.
Verwenden Sie für kleinwüchsige Sorten 4–5-l-Töpfe, die meisten fühlen sich in 10-l-Gefäßen wohl, starkwüchsige brauchen 20–30-l-Kübel. Alle müssen Wasserabzugslöcher aufweisen. Auf eine 1–2 cm hohe Drainageschicht aus Kies oder Grobsand füllen Sie gute Tomaten-, Gemüse- oder Blumenerde und mischen etwas organischen Langzeitdünger darunter. Im Juni noch einmal nachdüngen.
Der kraut&rüben Tipp:
Knipst man die erste Blüte ab, regt das die weitere Blütenbildung an. Wer Schärfe liebt, stellt Chilis während der Fruchtreife etwas trockener, dann werden sie feuriger.
Wann sind Chili reif?
Je nach Sorte, Standort und Witterungsverlauf können erste Früchte ab August (im Gewächshaus ab Juli) erntereif sein, nachfolgernd liefern die Pflanzen bis zum Frosteinbruch Chilis nach. Reif sind die einzelnen Früchte, wenn sie von Grün zur sortentypischen Farbe – Gelb, Rot oder Violett – umgeschlagen haben. Grün sind sie unreif aber essbar. Z.B. ‘Jalapenos’ kommen so auf den Teller. Doch in der Regel nehmen mit zunehmender Reife Aroma, Schärfe, Inhaltsstoffe und damit der Geschmack zu.
Chili überwintern
Es gibt einjährige und mehrjährige Chilisorten. Auch einjährige kann man ein oder zweimal überwintern, doch der Ertrag lässt mit den Jahren nach. Am besten hält man die Pflanzen ganzjährig im Topf und holt sie ins Haus, wenn die Nachttemperaturen unter 10 °C fallen. In einem 12–15 °C kühlen Raum stellt man sie an ein helles Fenster oder in den Wintergarten. Nur minimal gießen. Ab Mitte Februar holt man sie wieder ins Warme. Sobald die ersten Triebe sprießen, topft man in frische Erde um. Relativ gut überwintern z.B. ‘Rocoto’-Typen, ‘Aji’ und ‘Cayenne’.
Sorten – scharf, schärfer, am schärfsten
Der Stoff aus dem die Schärfe ist, heißt Capsaicin und leitet sich vom botanischen Namen Capsicum der Chilipflanzen ab. Die Substanz ist ein Alkaloid und dem Coffein sehr ähnlich, sie schmeckt nach nichts, brennt aber im Mund. Am schärfsten sind die hellen Scheidewände im Inneren sowie die Samen. Der Schärfegrad hängt von der Sorte ab und variiert von Pflanze zu Pflanze und fällt sogar bei den Früchten eines Exemplars unterschiedlich aus.
Zur Orientierung helfen Angaben zu Schärfegraden von 1 (Gemüsepaprika) bis 10+++ (‘Carolina Reaper’). Gebräuchlich ist auch die Scoville-Skala. Ihre Zahlen stehen für Verdünnungsschritte, nach denen Testpersonen die Schärfe immer noch wahrnehmen. Danach haben folgende Sorten z.B.
- Gemüsepaprika: 0
- ‘Jalapeno’: 2500–8000
- ‘Tabasco’ und ‘Cayenne’: 30 000–50 000
- ‘Habanero’ und ‘Skotch Bonnet’: 100 000–500 000
- ‘Carolina Reaper’: 1 400 000–2 200 000
Der kraut&rüben Tipp:
Hat man sich mit Chili den Mund verbrannt, „löscht“ man am besten mit Brot, Kartoffeln oder Sahne. Wasser trinken hilft nicht!
Chili verarbeiten
Wohin mit der großen Chiliernte? Dünnwandige Sorten eignen sich prima zum Trocknen. Die Früchte auffädeln und an einem luftigen, halbschattigen Ort aufhängen. Nach drei bis vier Wochen kann man sie mit den Fingern zerbröseln (Handschuhe tragen!) und im Mörser mahlen. Dickwandigere Sorten klein schneiden und einfrieren. So kann man sie portionsweise zum Kochen verwenden, z.B. für eine Chilisauce.
Scharfe Chilisauce selber machen
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